Aufräumen – ein Selbstversuch

Ich kann es kaum erwarten anzufangen!
Alles begann mit dem Buch „The life-changing magic of tidying up“. (Marie Kondo).

Wer würde nicht ausschließlich von Dingen umgeben sein wollen, die man liebt?
Während einer Zugfahrt nach Berlin und zurück habe ich jede Seite verschlungen. Es war für mich eines dieser Bücher, die mich bereits mit den ersten Sätzen fesseln. Es schenkt Gedanken, die inspirieren, zum Schmunzeln bringen, neue Erkenntnisse geben, zum Nachdenken anregen und Ideen bringen, die du SOFORT umsetzen willst. Es ist eine Anleitung zum Aufräumen und gleichzeitig eine Entdeckungsreise deines Lebens und dir selbst.

Thanks @Marie Kondo for this inspiration! Your book sparks joy to me.

Ich freue mich darauf diese „Anleitung“ zu befolgen und werde hier darüber berichten.

Zusammengefasst gibt es 2 Regeln:

  1. Ausmisten (alles – wirklich ALLES ausmisten)
  2. Für jedes Ding einen Platz finden

Nach Befolgung der Unterregeln von Nr. 1 besitzt du am Ende deutlich weniger. (sagt das Buch) Demzufolge gibt es für alles was übrig bleibt einen passenden Platz.

Teil 1 – Ausmisten
bzw. frage dich eher was du behalten willst, als was weg kann.

Grundregel: Nimm jedes Teil in die Hand und frage dich: „Does this spark joy to me?“

Starte in Kategorien, die nach aufsteigenden Schwierigkeiten geordnet sind und mit den einfachen Dingen beginnen. Diese sind wie folgt vorgegeben:

  1. Kleidung
  2. Bücher
  3. Papiere
  4. Verschiedenes

Es gibt Unterkategorien, die ich zu gegebener Zeit auflisten werde.

Alle Dinge, wirklich ALLE aus jeder Kategorie sollen zusammengesammelt und auf einen Haufen gelegt werden. Wenn man alles hat, soll man darüber nachdenken, ob noch irgendetwas dieser Kategorie herumliegt und es hinzufügen. Andernfalls gehört es später automatisch in die Entsorgungskiste.
Anschließend nimmt man jedes Teil in die Hand und fragt: „Does this spark joy to me?“

Ist die Antwort „ja“ – darf man es behalten. Andernfalls kommt es weg!

Stell dir vor, dass du am Ende nur noch von Dingen umgeben bist, die dir Freude bereiten 🙂
Das klingt nach einer Anleitung zum glücklichen Wohnen.

Natürlich gibt es auch Dinge, die schwierig werden. Auch dafür hält Marie Kondo Tipps bereit, wie man damit umgehen soll.

Am Ende gibt es nur „ja“ oder „nein“. Kein „vielleicht“. Diese Entscheidungen sämtlicher Dinge, die man besitzt sollen auch deine Entscheidungsfähigkeit in anderen Lebensbereichen schulen.

Ich bin gespannt!

Die Tatsache, dass ich zum 1. Januar umziehen werde, gibt mir eine Deadline bis zu der ich mit Teil 1 abgeschlossen haben muss.

Was ich vorher darüber denke:

  • Vorfreude darauf nur noch Dinge zu besitzen, die mich glücklich machen
  • Neugierde zu entdecken, welche Dinge mich glücklich machen
  • Angst davor nützliche Dinge auszusortieren, weil sie keine Freude vermitteln
  • Angst zu viele neue Dinge kaufen zu müssen
  • Offenheit gegenüber positiven Lebensveränderungen

Der Selbstversuch kann beginnen! Wer macht mit? *-)

  1. Kleidung
    1. Oberteile
    2. Hosen und Röcke
    3. alles was man aufhängen muss (Jacken, Kleider,…)
    4. Socken
    5. Unterwäsche
    6. Taschen und Rucksäcke
    7. Accesoires (Schals, Mützen, Hüte,…)
    8. Sportkleidung
    9. Schuhe

 

 

 

Über Bungee-Jumping

Warum springen Menschen an einem Gummiseil von einer Brücke?

Viele halten Bungeejumping für verrückt. Noch viel mehr würden es niemals tun. Und doch gibt es einige Menschen, die sich kopfüber an ein Gummiseil hängen lassen und damit Kopf voraus in die Tiefe springen. Wer einmal gesprungen ist, springt in der Regel wieder. Der freie Fall in die Tiefe wird zur Sucht. Ich will nicht Bungeespringen.

Mein Leben ist ein Bungeesprung. So hat es ein Kommunikationstrainer beim Kennenlernenspiel in einem Seminar auf ein Post-it skizziert, nachdem ich ihm 5 Minuten aus meinem Leben erzählt habe. Diese Metapher gefällt mir. Das Post-It hängt an meiner Pinnwand, damit ich sie nicht vergesse. Ich muss nicht von der Brücke springen, um herauszufinden, wie sich das anfühlt.

Ich kenne dieses Gefühl. Ein Gefühl, für das es kein richtiges Wort gibt. Um es zu finden braucht man Lust auf Unbekanntes, Mut, ein gesundes Herz-Kreislauf-System, einen klaren Kopf und den Glauben daran am Ende wieder wohlbehalten auf dem Boden zu stehen. Ich bounce gerne zwischen meinen 95 Leben hin- und her. Nach jedem erfolgreichen Sprung strömt das Adrenalin durch meinen Körper, wie bei einem Bungee-Springer.

Sobald der Alltag mich einholt und jeder Tag gleich abläuft, sehne ich mich nach Abwechslung. Da ich gerne in die Tat umsetzte, wonach ich mich sehne, halte ich die Augen auf. Ein Kran fährt mich nach oben und zeigt mir alle Möglichkeiten aus der Vogelperspektive. Ich genieße den Panoramablick auf das Kunstwerk meines Lebens und betrachte stolz, wie bunt es bereits geworden ist. Dann blicke ich hinter den Horizont und spüre das Kribbeln in meinen Fingern. Meine Füße werden ungeduldig. Die Lust auf ein neues unbekanntes Abenteuer wird größer. Mein ganzer Körper will springen!

Vor dem Absprung prüfe ich, ob das Gummiseil an meinen Knöcheln korrekt befestigt ist und stelle mir ein Worst-Case-Szenario vor. Im schlimmsten Fall macht der Sprung keinen Spaß, ich liege am Ende aber doch unversehrt auf dem Boden. Meine Gedanken beginnen sich im Kreis zu drehen. Ihr Fokus liegt auf dem Ausbruch aus dem Alltag. Etwas muss sich ändern, damit meine Sehnsucht nach einem anderen Leben gestillt wird. Mit einer Portion Mut springe ich ab und lasse ein Stück Alltag hinter mir Alltag sein.

Der freie Fall in Richtung Boden lässt mich vor Freude schreien meine Angst überwunden zu haben. Tränen schießen mir aus den Augen, wenn der Fall länger dauert als ich ihn genießen kann. Und dann bremst das Seil. Gerade rechtzeitig. Aprupt. Kurz bevor ich meine Entscheidung des Absprungs bereue, spüre ich, dass ich gleich wieder nach oben fliegen werde. Und schon katapultiert mich das Gummiseil höher als die Platform, von der ich abgesprungen bin. In dieser Phase des Sprungs verliere ich einen Moment lang die Orientierung, weiß nicht mehr, wo oben ist, wo unten ist, warum ich springe und wer ich eigentlich bin. Und dann bremst das Seil. Gerade rechtzeitig. Aprupt. Kurz bevor ich meine Entscheidung des Absprungs bereue, spüre ich, dass ich fliege!

Für einen kurzen Augenblick bin ich schwerelos. Das ist der Moment, in dem plötzlich alles passt. Mein Körper schüttet Adrenalin, Endorphine und sonstige Zauberstoffe aus und macht mich damit gleichzeitig zu Xandrina, Vanessa, Anna, Carl Bürger, Harry Potter, Avril Lavigne, einer Ameise und einem Helikopter. Es ist der Moment, den ich nie wieder hergeben möchte und doch ganz genau weiß, dass ich gleich wieder nach unten falle.

Dann bounce ich noch ein wenig weiter zwischen meinem alten und meinem neuen Leben hin- und her und frage mich, ob ich eher nach oben oder nach unten gehöre.

Und dann ist es vorbei. Ich stehe wohlbehalten auf dem Boden. Der Alltag kommt zurück. Was bleibt ist die Erinnerung an den einzigartigen Moment und das andere Leben, das ich auch gerne hätte.

Es dauert nicht lang, bis die Sehnsucht zurückkommt.
Ich will wieder springen!

Seifenblasen – nur Illusion?

Wie ein Kind stehe ich mit leuchtenden Augen in einer Blumenwiese und quietsche fröhlich beim Anblick der herumfliegenden Seifenblasen. Sie kreisen wie Planeten über meinem Kopf und schillern in den magischten Farben, die ich in meinem kleinen Leben je gesehen habe.

Fasziniert laufe ich ihnen hinterher. Ich will sie einfangen, diese fliegenden Leuchtkugeln, sie berühren, in meinen kleinen Händen, aus nächster Nähe bewundern und mit nach Hause nehmen. Ich möchte so eine Wunderkugel neben mein Bett stellen, damit ich mich jeden morgen nach dem Aufwachen in ihr spiegeln kann. Sie soll mich an diesen Tag erinnern, an dem ich voller Leichtigkeit im Leben stehe, mit großen neugierigen Augen in den Himmel schaue, meine kleinen Arme ausstrecke und überzeugt davon bin, dass Seifenblasen nie zerstört werden. Sie schweben einen Meter über mir. Sie sind zu weit weg, um sie tatsächlich berühren zu können.

Fröhlich laufe ich im Zick-Zack über die Wiese, strecke meine Arme soweit ich kann nach oben, stelle mich auf die Zehenspitzen, falle um, krabbel zwei Schritte weiter, stelle mich wieder auf und laufe weiter. Ich werde sie einfangen, diese lustigen Flugkugeln. Ich weiß es! Juhu! Die Welt ist geschmückt mit unzählbaren Seifenblasen. Das Leben ist toll!

Bevor ich ihnen näher kommen kann, bringt mich meine Mama nach Hause. Sie behauptet, ich wäre müde und es wäre Zeit ins Bett zu gehen. Müde? Ich? Nicht, bevor ich eine Seifenblase eingefangen habe!

Leider bin ich zu klein um schnell genug auf die Wiese zu rennen und zu warten, bis ich größer werde oder die Seifenblasen sich trauen mir näher zu kommen. Wir lassen die Wiese mit dem faszinierensten Flugobjekt der Welt hinter uns zurück.

Seit diesem Tag kann ich nicht aufhören an Seifenblasen zu denken. Ich schwöre mir felsenfest sie wiederzufinden. Und eines Tages werde ich groß genug sein sie einzufangen!

Tage, Monate und Jahre über Jahre vergehen. Die Faszination von Seifenblasen ist bis heute geblieben. Heute bin ich 29. Und noch immer liebe ich diese magisch, schimmernden Kugeln, die wie von Zauberhand durch die Luft schweben. Wenn ich sie sehe spiegelt sich ihr Leuchten in meinen Augen. Meine Augen schimmern dann lila, blau, rot, pink, gelb und grün.

Es kam wie es kommen musste: Ich wurde von Beruf Seifenblasenjäger.

Spiegelt sich das Leuchten der Seifenblasen in meinen Augen, bin ich durch nichts zu stoppen. Ich bin inzwischen alt genug alleine zu entscheiden, wann ich müde bin und ins Bett gehen sollte.

Auf Seifenblasenjagd werde ich nicht müde! Manchmal muss ich sie nur aus anderen wichtigen Gründen vertagen. (Putzen, Kochen, Einkaufen, Eisessen, Fahrradfahren, Telefonieren und dergleichen).

Seifenblasenjäger zu sein ist kein leichter Job. Es macht Spaß, aber man kann damit kein Geld verdienen. Den ganzen Tag herumzulaufen klingt verlockend, ist aber in Wirklichkeit sehr anstrengend und fordert viel mehr Energie als der Beruf des Seifenblasenbeobachters. Der legt einfach nur einen Hut vor sich ab und verdient Geld ohne sich zu bewegen.

Seifenblasen jagen ist nicht leicht. Sie haben die fiese Angewohnheit grundsätzlich einen Meter höher zu fliegen, als man seine Arme ausstrecken kann. Sie wollen nicht gefangen werden. Als Seifenblasenjäger muss man also kreativ sein. Dazu bedarf es viel Lebenserfahrung, Wissen über
Kreativitätstechniken, Zauberkräfte, Fremdsprachenkenntnisse, Abitur, bestenfalls einen Studienabschluss oder eine vergleichbare Jägerausbildung, gute Kenntnisse der Kochkunst und wünschenswerterweise nachweisbare Erfolge in der Seifenblasenjagd.

Ich habe viele Jahre damit verbracht mir einen passend bunten Lebenslauf zusammenzubasteln um eines Tages endlich ein Zertifikat als Seifenblasenjäger zu erlangen. Ich habe Seifenblasen durch die Welt gepustet, habe mich ihnen angeschlichen, unter ihnen getanzt, versucht über sie hinwegzuspringen, ihre Richtung auf dem Kopf stehend mit den Füßen getreten, sie angesungen, ihnen ein Bild gemalt, sie fotografiert, mich umgedreht, mich versteckt, mit verschränkten Armen gewartet und ihre Geschichte studiert.

Vor kurzem waren sie plötzlich so weit weg, so dass ich traurig dachte, nie eine Seifenblase einfangen zu können. Ich erinnerte mich an den Tag auf der Wiese als ich sie zum ersten Mal sah. Der große Traum war wieder da, das Leuchten in meine Augen kam zurück und ich wusste, dass der Moment gekommen war sie endlich einzufangen!

Nach intensiver Vorbereitung wagte ich erneut den Schritt in die Seifenblasenjagd. Diesmal würde es mir ganz bestimmt gelingen! Wozu hatte ich jahrelang trainiert? Auf meine erworbenen Fähigkeiten konnte ich mich verlassen. Mutig und heimlich änderte ich schließlich rapide den Kurs. Die Seifenblasen sollten nicht sehen, dass ich in Wahrheit größer war, als ich vorgab zu sein, damit sie nicht schnell genug höher fliegen konnten.

Und plötzlich waren sie auf meiner Augenhöhe. Hoch erfreut unterdrückte ich ein kindliches Freudensquietschen, damit sie nicht vor mir abhauen würden. Voller Ehrfurcht schaute ich eine Seifenblase an, die viel größer war als ich selbst. Mein ganzes Ich spiegelte sich in ihrer zarten Hülle. Überwältigt von diesem Anblick, zerplatze sie einfach so mit einem leisen Plopp vor meinen Augen.

Plopp.

Und weg war sie. Und mit ihr mein Spiegelbild. Einfach so. Ich hatte sie noch nicht mal angefasst. Erschrocken und verdattert über das plötzliche Verschwinden stand ich da. Sollte dies das Ende einer Karriere als Seifenblasenjäger sein? Stirbt der Beruf aus, wenn es keine Seifenblasen mehr gibt? Was sollte ich stattdessen tun? Fassungslos blickte ich mich um. Nirgends waren mehr Seifenblasen zu sehen.

Wie einst das kleine Mädchen weinte ich über den Verlust der schönsten Magie, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Diesmal hatte mich nicht meine Mama ins Bett gebracht. Es gab keinen Schuldigen. Ich hatte mich selbst entschieden ihnen hinterherzujagen. Dann hatte ich sie mit meinen eigenen Augen platzen sehen, obwohl ich niemals einen Gedanken daran verschwendet hatte, dass Seifenblasen überhaupt zerstörbar sind.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich von diesem Schock erholen konnte. Ich kann es noch immer nicht glauben. Das mit dem erfolgreichen Berufsabschluss des Seifenblasenjägers wird wohl nichts. Dieser Tatsache muss ich nun ins Auge sehen. Eine Seifenblase platzt ganz leise, schmerzt aber wie der Schlag einer geschossene Kanonenkugel.

Was ist eine Welt ohne Seifenblasen, ohne all die magischen Momente, über die man sich mit den Augen eines Kindes freut?

Das kann nicht das Aussterben der Seifenblasen gewesen sein!

Ich habe eine neue Mission: Ich werde jetzt Seifenblasenbauer.